[Rezension] Mira Grant: Feed – Newsflesh 1 (dt. Feed – Viruszone)

newsflash 1Im Jahr 2014 geschieht das Unglaubliche. Zwei Viren, eigentlich zur Behandlung von Krebs sowie der gewöhnlichen Erkältung gedacht, verbinden sich zu einem neuen Virus. Unaufhaltsam verbreitet sich die Infektion in der Welt. Millionen Menschen sterben. Und erwachen dank des Virus wieder zum Leben. Wandelnde, seelenlose Körper, deren gesamtes Dasein nur von einem einzigen Ziel getrieben wird: Die Infektion immer weiter zu verbreiten.

Fast 26 Jahre später hat „The Rising“ alles verändert. Ganze Staaten sind an die Zombies verloren gegangen, und die Bedrohung die vom Kellis-Amberlee Virus ausgeht ist noch immer präsent und hat das Denken und Handeln der Bevölkerung von Grund auf verändert. Denn ob man nun von einem Infizierten gebissen wird oder eines natürlichen Todes stirbt – das im Organismus verankerte Virus führt dazu, dass man als einer von ihnen, den Untoten, den Zombies, zurückkehrt.

Georgia Mason und ihrer Bruder Shaun tun das, was sich ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr traut. Sie verlassen ihr Haus und wagen sich vor in die gefährlichsten Gebiete. Und sie berichten darüber. Denn die beiden sind Teil einer neuen Generation von Internetbloggern. Wo Georgia sich ganz klar nur auf Fakten bezieht, ist Shaun ganz der risikofreudige Draufgänger. Eine Mischung, die sie bekannt und beliebt gemacht hat in der Bloggergemeinde. Nicht verwunderlich also, dass sie die Chance bekommen, der Wahlkampftour von Senator Peter Ryman zu folgen und darüber zu berichten. Doch der Weg des eventuell zukünftigen Präsidentschaftskandidaten ist mit Verrat, Anschlägen und Schicksalsschlägen gespickt… und Georgia und Shaun befinden sich inmitten der wohl größten und gefährlichsten Story ihres Lebens.

Feed“ ist der erste Teil der „Newsflesh„-Trilogie von Mira Grant. Hinter dem Pseudonym steckt die amerikanische Autorin Seanan McGuire, die einigen bereits durch ihre October Daye Reihe bekannt sein wird.

Eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben ist schwer, denn dieses Buch ist so unfassbar genial, dass ich mich mit Lobeshymnen überschlagen könnte, ohne tatsächlich etwas wesentliches auszusagen.

Blogger sind die neuen, denn sie sind die wenigen, die sich tatsächlich mit den Untoten auseinander setzen, die live das berichten, was die Medien versuchen zu verschweigen. Wo die staatlichen Medien Regeln zu folgen haben, sind die Blogger frei. Wenn man von den benötigten Genehmigungen für das Betreten gewisser Gebiete absieht.

„We’re the all-purpose opiate of the new millenium: We report the news, we make the news and we give you a way to escape when the news becomes too much to handle.“

Ruhm ist alles, und selbst der Tod des einzigen leiblichen Sohnes wird vermarktet, um höhere Bewertung für den eigenen Blog zu bekommen.

Georgia ist ein Newsie, eine Journalistin, die sich in ihrem Blog „Images May Disturb You“ ganz klar auf Tatsachen bezieht, die klar berichtet was geschieht, ohne großartige Ausschmückungen und blumige Formulierungen. Ihr Bruder Shaun hingegen ist ein Irwin, ein Draufgänger, der die Gefahr bewusst sucht und auf seinem Blog „Hail To The King“ darüber berichtet, oftmals verbunden mit Videomaterial. Gemeinsam mit Buffy, die eher romantische Geschichten und Gedichte zur aktuellen Situation und den wandelnden Toten schreibt, gründen sie ihren Alpha-Blog „After the End Times“. Ihre Eintrittskarte zur wohl größten Chance ihres Lebens.

Die von Grant geschaffenen Charaktere weisen eine Tiefe und Persönlichkeit auf, die mich von der ersten Seite an fasziniert und begeistert. Georgia fungiert hier hauptsächlich als Ich-Erzählerin, und wie es in ihrer Natur liegt, berichtet sie ohne Ausschmückungen, teils sogar recht trocken, jedoch unglaublich fesselnd und mit einer guten Prise Ironie. Und sie wächst ans Herz. Genauso wie ihr Bruder Shaun, der bereits auf der ersten Seite beweist, dass er nicht umsonst Irwin geworden ist, denn ein klein wenig lebensmüde muss man für diese Berufung sein. Und auch Buffy mit ihrer verträumten Art und ihrem Hang für Technologie ist ein Charakter für sich, der nicht etwa nur als Lückenfüller fungiert, sondern ganz klar seinen Teil zur Geschichte beiträgt.

Ganz fantastisch sind hierbei die Einblicke in die persönlichen Blogs der Charaktere, die sich am Ende eines jeden Kapitels finden, und die nicht nur der gesamten Geschichte an sich noch mehr Tiefe verleihen, sondern auch den Hauptpersonen noch eine Funken mehr Persönlichkeit einhauchen. Und gerade diese Blogausschnitte haben mir mehr als nur einmal einen Schauer über den Rücken gejagt.

Vor dem Hintergrund eines Virus, der die Toten wieder auferstehen und als hungrige Zombies zurückkehren lässt, entfaltet sich hier ein Roman der etwas anderen Art. „Feed“ ist keinesfalls ein actiongeladener Zombiethriller, auch wenn die Bedrohung durch die Untoten auf jeder Seite präsent ist. Die Politik spielt hier eine ganz klare Rolle, ist doch die Reise des Präsidentschaftskandidaten Ryman hier Hauptbestandteil der Handlung. Georgia, Shaun und Buffy sollen im Auftrag von Ryman selbst über das berichten, was sie sehen, ob es nun zu seinen Gunsten ist oder nicht. Doch Politik ist mit Risiken verbunden. So treffen Sabotage und diverse Attacken das Team hart und drohen die Kampagne und ihre Teilnehmer zu gefährden.

Grants gesamtes Werk ist von Referenzen an die Popkultur durchzogen. So ist Georgia nach George Romero benannt, der nach dem Ausbruch des Virus mit dem von ihm geschaffenen Filmmaterial wie „Night of the Living Dead“ und „Dawn of the Dead“ ganz ungewollt zum Retter der Menschheit wurde. Die Menschen wussten wie sie gegen die Untoten vorgehen konnten. Zumindest in der Theorie. Jahre nach dem Ausbruch des Virus sind immer noch ganze Gebiete, wie zum Beispiel Alaska oder Santa Cruz, noch immer als Zombie Territorien gekennzeichnet und zum Teil ganz an die Infizierten verloren.

Feed“ verspricht viel und bietet so viel mehr, wenn man sich darauf einlässt. Ein Buch, das mich von der ersten Seite an fesselte und begeisterte. Mira Grant gelingt es den Leser so tief in ihre Geschichte hineinzuziehen, sodass man mit ihren Charakteren jubelt, weint, lacht und bangt. Ein Sog, dem man sich nicht einziehen kann, und der mich mehr als nur einmal dazu brachte, das Buch vor Verzweiflung fast durch den Raum zu werfen. Ein absolutes Highlight.

bewertung 5 sterne

Feed (Newsflesh 1) von Mira Grant
608 Seiten (Paperback)
Verlag: Orbit
Erschienen: Mai 2010
ISBN: 978-0316081054
ca. 7,50 €
(deutsche Ausgabe für 12,99 € im Januar 2012 bei Egmont Lyx erschienen)

Ein Gedanke zu “[Rezension] Mira Grant: Feed – Newsflesh 1 (dt. Feed – Viruszone)

  1. Ich kann nur ein bisschen Deutsch sprechen, so I hope it’s ok that I comment in English. :) I loved this line—> „Ein Buch, das mich von der ersten Seite an fesselte und begeisterte.“ I love books like that! I have heard great things abotu FEED, so maybe I will read it soon.

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