[Rezension] Christian Schoon: Zenn Scarlett

zenn scarlettDer Menschheit ist es gelungen, einer ihrer größten Träume zu erfüllen. Die Besiedelung des Mars. Doch der Planet ist nur teilweise erschlossen, die Bewohner kämpfen um ihr Überleben, nachdem die Erdregierung sich vom Mars losgesagt und eine Handelsblockade über alle noch mit außerirdischen Kreaturen besiedelten Planeten verhängt hat.

Zenn Scarlett ist 17 und lernt hart, um ihren Traum zu erfüllen und ein Exoveterinarian zu werden, ein Tierarzt, der sich auf die Behandlung von exotischen, außerirdischen Lebensformen spezialisiert hat..die meisten davon groß, teilweise gefährlich, und absolut außergewöhnlich. Während ihres ersten Jahres als Novizin in der Exovet-Klinik des Ciscan Klosters begegnet Zenn nicht nur kuriosen Patienten, sondern lernt auch, deren Krankheiten und Verletzungen zu erkennen und zu heilen.

Doch im Kloster häufen sich kleinere und größere Unfälle, die schon bald dazu führen, dass dem Kloster und dadurch auch der Klinik das Aus droht. Denn nicht alle bringen den außerirdischen Lebensformen Begeisterung und Akzeptanz entgegen, und würden nur zu gerne sehen wie die Kreaturen von der Oberfläche des Mars verschwinden.

Nun liegt es an Zenn, den Grund für all die merkwürdigen Begebenheiten herauszufinden, wenn sie ihre Ausbildung weiterführen möchte und die Existenz ihrer Familie bewahren will. Denn diese steht und fällt mit dem Kloster und seiner Klinik. Und so muss Zenn nicht nur ihre erlernten Fähigkeiten auf eine Weise einsetzen, an die sie nicht einmal im Traum gedacht hat, sondern erlebt hautnah wie stark und kraftvoll Einfühlungsvermögen und Mitgefühl sein können.

Zenn Scarlett“ ist der Debütroman des amerikanischen Autors und Sciene-Fiction-Fans Christian Schoon, der im Mai 2013 bei Strange Chemistry veröffentlicht wird.

Mit Zenn, aus deren Perspektive der Roman erzählt wird, setzt Christian Schoon dem Leser eine Protagonistin vor, die einem vom ersten Moment an sympathisch ist. Sie ist clever, ein bisschen vorlaut, und mit dem Talent gesegnet sich ungewollt in gewisse Situationen hineinzukatapultieren. Und sie liebt außerirdische Kreaturen. Diese Liebe, die ihr buchstäblich in die Wiege gelegt wurde, führte auch dazu, dass Zenn trotz ihres Alters als Novizin für die Ausbildung zum Exovet zugelassen wurde.

Unter der Aufsicht ihres Onkel Otha lernt Zenn alles, was sie als Tierarzt für Aliens wissen muss und kommt mit den wundersamsten Kreaturen in Kontakt. Die riesigen Indras mit ihren rot und gold schimmernden Schuppen, die die Sternenschiffe transportieren. Whalehounds, groß wie Heuwagen. Rikkasets, kleine, katzenähnliche Wesen die sich durch Lichtbrechung unsichtbar machen können. Und der Sunkiller, eine zweiköpfige Kreatur mit riesigen Schwingen, auf deren Rücken ganze Städte erbaut werden.

Doch neben all der Faszination, die diese Wesen ausüben, so weiß Zenn auch von den Gefahren, die in der Arbeit als Exovet lauern. Denn ihre Mutter verschwand während der Behandlung eines kranken Indras spurlos, und ihr Vater verließ das Kloster kurz darauf.

Dies minderte aber Zenn’s Begeisterung für die außerirdischen Kreaturen keineswegs. Eine Begeisterung, eine Liebe und Faszination, die sich tief in Zenn’s Seele gegraben hat.

Allerdings stehen die Bewohner des Klosters mit ihrer Akzeptanz den Aliens gegenüber auf einem fast schon verlorenen Posten. Denn die meisten Bewohner der kleinen Stadt nahe der Klinik sehen die seltsamen Tiere als Bedrohung an und wollen sie soll schnell als möglich eliminieren. Zenn selbst ist vor Vorurteilen nicht gefeit und steht den Townern mit gehöriger Skepsis gegenüber, besonders dem Achtzehnjährigen Liam Tucker, der den Bewohnern des Klosters zur Hand geht.

Zenn Scarlett“ ist alles in allem ein sehr ruhiger Roman, trotz einer gewissen Anzahl an temporeichen Szenen. Dies schadet dem Buch aber nicht im Geringsten, im Gegenteil. Genau diese Mischung macht den Zauber von Christian Schoon’s Debüt aus. So bekommt der Leser hier eine Geschichte voller Liebe zum Detail geboten, mit einer so fantastischen Welt, dass man nach Beenden des Buches wohl gerade einmal einen Bruchteil davon kennengelernt hat.

Der Roman erzählt von Vorurteilen und Verschwörungen, von ersehnter Rache und verzweifelten Rettungsversuchen, und davon, dass man kämpfen muss um seine Ziele zu erreichen, gewürzt mit einer gewissen Dramatik. Zenn ist eine wundervolle Protagonistin, mit der man sich nicht nur identifizieren kann, sondern die sofort ans Herz wächst. Und auch Liam schleicht sich ins Herz des Lesers, auch wenn man, genau wie Zenn, dem Stadtjungen noch nicht ganz vertrauen und glauben mag.

Christian Schoon schreibt wunderbar einfach, jedoch gelingt es ihm, im Kopf des Lesers ein Bild entstehen zu lassen von einer Welt, die uns so fremd und doch so vertraut ist, voller Wunder, voller Gefahren, voller Abenteuer. Die Geschichte fließt dahin, und verdichtet sich mit der Zeit immer mehr zu einem Strom, dessen Sog man sich nur schwer entziehen kann.

Zenn Scarlett“ ist für mich eines der Highlights des Jahres 2013. Ein Young Adult Roman, der ohne eine alles andere überschattende Liebesgeschichte auskommt. Ein Roman, dem es gelingt den Leser auf andere Weise zu fesseln und zu begeistern, mit einer Geschichte voller Fantasie, Drama, Freundschaft und dem Hauch vom großen Abenteuer. Ein Roman, den es sich zu lesen lohnt.

bewertung 5 sterne

Zenn Scarlett von Christian Schoon
304 Seiten (Broschiert)
Verlag: Strange Chemistry
Erschienen: Mai 2013
ISBN: 978-1908844552
ca. 8 €

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