Mit gelesenen Büchern von über 100+ pro Jahr können nicht immer nur Perlen dabei sein. Ab und an schleicht sich ein kleiner Blindgänger ein – und manchmal bleiben einem diese Fehlgriffe auch Jahre später noch in Erinnerung. Warum also sollte ich nicht einfach fünf dieser Schmuckstücke der etwas anderen Art vorstellen und euch somit an meinem Leid teilhaben lassen?
+ Engelsnacht (Lauren Kate)

Kennt ihr sie noch, die Engelsphase in Jugendbüchern? Nach Vampiren und Feen der Renner schlechthin. Der Trilogie-Auftakt von Kate schlug genau in diese Kerbe mit ein, erfand allerdings leider auch das Rad nicht neu. Langatmiges Dahingeplänkel, seltsame Charaktere und Wortschöpfungen, bei denen mir nicht klar ist ob es an der Übersetzung lag oder das Original auch schon so gekünstelt daher kam. Oh, und das typische und allseits beliebte Liebesdreieck gab es übrigens auch noch!
Ich hatte meine schlechten Erinnerungen an das Buch relativ gut verdrängt, muss ich gestehen. So gut, dass ich freiwillig die Verfilmung angeschaut habe. Böser Fehler. In den schlechtesten Filmen wäre Fallen definitiv mit dabei und die Darsteller würden sogar noch Mouthbreather und Shovelface aus Twilight ablösen. Solche eindimensionalen Charaktere habe ich auf der Leinwand noch nicht gesehen.
+ Die Wohlgesinnten (Jonathan Littell)

Der Ansatz, die Grundidee, sie war so gut! Jüdischer Autor, der den SS-Offizier Max Aue als Hauptfigur wählt, und dessen tiefste Beweggründe versucht auszuloten. So viel Potential. Und dann ist da die Realität.
Macht euch bereit für ein 1300 Seiten langes Fest an Nichtigkeiten, seitenlanger Beschreibungen völlig unwichtiger Details und der Idealisierung des ach so armen Max, des tragischen Philosophen. Der Roman schwebt irgendwo zwischen Splatter und Softporno und hält so absolut gar nicht das, was er verspricht. Trotz durch die Gegend fliegender Leichenteile, Blut und Co. ist der Roman einfach nur sterbenslangweilig. Nach knapp der Hälfte konnte ich damals einfach nicht mehr – und wer mich kennt, dem ist klar: Das Abbrechen von Büchern ist sonst so gar nicht meine Art.
+ Entlieben für Fortgeschrittene (Conni Lubek)

Willkommen in der Beziehungswelt von Lchen. Das ist kein Tippfehler. Lchen. Wie L und chen. Dieses Buch ist der zweite Teil aus Lchens Leben – und nein, den ersten kenne ich nicht. Muss man auch nicht kennen. Hauptthema: Lchen versucht einen Mann zu verlassen. In mehreren Anläufen.
Schön und gut, denn das ist ihr offensichtlich gelungen. Doch der neue Mann (sehr passend mit dem Namen Dick versehen) in ihrem Leben ist verheiratet. Drama? Fehlanzeige, wenn ich ehrlich bin. Lubek schreibt sehr niedlich, hängt die Endungen chen und höm an diverse Worte, was zwar zunächst putzig ist, aber einem nach 50 Seiten gewaltig auf die Ketten geht. Der Dick lügt, betrügt; die eigentliche Handlung lässt sich auf zusammen, getrennt, zusammen, getrennt beschränken. Lchen ist so furchtbar treudoof, dass es einfach nur weh tut. Selbst Abschalten kann man bei dieser literarischen Schöpfung nicht. Lustig ist es auch nicht. Kompletter Blindgänger.
+ BAT People (Raven Cross)

BAT People. Bat. Fledermaus. Wer zur Hölle hat sich den Namen ausgedacht? Das klingt nicht nach Vampirclan sondern nach nachtaktiven Anbetern von Batman himself (und ja, ich erinnere mich an die Bezeichnung BAT Woman…) Die gesamte Konstruktion der Vampirwelt in diesem Sammelband ist einfach nur schräg. Und zwar nicht lustig-schräg, sondern peinlich-schräg. Fremdschämalarm. Ich konnte das Buch zu 80% nicht ernst nehmen. In dem ganzen Haufen an Vampirromanen der wohl für mich unglaubwürdigste (und ich kann mit der Lara Adrian Variante der Alien-Vampire leben).
+ Fifty Shades of Grey (E.L. James)

Hallo abgedrehte Twilight-Fanfic. Auf einer Liste der schlechten Bücher darf dieses Machwerk meiner Meinung nach nicht fehlen. Obwohl Fifty Shades ja schon ein Sonderfall ist, denn dieses Buch ist so mies, dass es fast schon wieder Kult ist. Und ja, ich rege mich auch über gewisse Darstellungen und über die Romantisierung der Abhängigkeit von Ana auf, aber auf dem Feld steht James Buch nicht alleine. Alpha Male Kram ist Kassenschlager in dem Genre.
Zwischen all den oh mys, holy crap/Moses/cow, mighty fine, und der inneren Göttin (die tanzt.. unter anderem) gibt es immer wieder wahre Glanzleistungen der Literaturkunst, wie zum Beispiel: „You. Are. Mine,“ he says, each word a staccato. „Do you understand?“ He’s so earnest. – Wundervoll, oder?
Der Schreibstil ein Grauen vorm Herrn, die Story fade, das Buch alles andere als düsterer Erotikroman. Peinliche Lachnummer, die man nicht in der Öffentlichkeit lesen sollte – Lachanfälle und Tränen sind vorprogrammiert. Auf 500 Seiten so viel Belanglosigkeit zu packen und den Charakteren nicht mal die kleinste Entwicklung zu gönnen, ist schon eine Kunst.
Ich habe damals Engelsnacht auf Englisch gelesen und fand es wirklich, wirklich schlecht. Und war überrascht, dass es so viele begeisternde Rezis gab. Um 50 Shades habe ich gleich einen Bogen gemacht. Die negativen Rezensionen auf Amazon waren vermutlich unterhaltsamer als dieser Schund. 😂