2016 wurde der Bloggerpreis für das beste Debüt zum ersten Mal verliehen. Damals habe ich das Geschehen aufgeregt von der Seitenlinie aus beobachtet. Doch dieses Jahr bin ich selbst ein Teil der Bloggerjury und freue mich ungemein, so hautnah an der Wahl zum Besten Debütroman 2017 dabei sein zu dürfen. Alle Infos zu Das Debüt gibt es HIER.
Die Entscheidung wird meinen Bloggerjurykollegen und mir nicht leicht gemacht. Oh nein. Wäre ja auch zu einfach. Aus über 60 eingereichten Titel wurde eine Shortlist mit insgesamt 5 Büchern zusammengestellt. Diese darf ich nun bis zum 07. Januar 2018 lesen und bewerten. Zwar sind das auch gleich einmal 1.600 Seiten, aber das sollte doch machbar sein.
Einen Überblick über die Shortlist und die Begründung für die Nominierung können hier nachgelesen werden. Allerdings lasse ich es mir nicht nehmen, einmal die Shortlisttitel kurz vorzustellen.
Julia Weber – Immer ist alles schön (Limmatverlag)
Anais liebt ihre Mutter, sie liebt ihren Bruder Bruno und insgeheim auch Peter aus der Schule.
Die Mutter sagt, das Leben sei eine Wucht, und dass sie gerne noch ein Glas Wein hätte. Denn es hält ihren Sehnsüchten nicht stand, das Leben, und die Männer halten ihrer Liebe nicht stand. Das Tanzen, das sie liebt, ist zum Tanz an der Stange vor den Männern geworden.
Es ist nicht einfach, so ein Leben zu leben, sagt die Mutter, darum will sie noch ein Glas.
Anais und Bruno versuchen sich und die Mutter zu schützen vor der Außenwelt, die in Gestalt von Mutters Männern mit Haaren auf der Brust in der Küche steht. Oder in der Gestalt von Peter, der ihre Wohnung seltsam findet und nichts anfangen kann mit den tausend, auf der Straße zusammen gesammelten Dingen. In Gestalt eines Mannes vom Jugendamt, der viele Fragen stellt, sich Notizen macht, der Anais und Bruno betrachtet wie zu erforschendes Material, und in Gestalt einer Nachbarin, die im Treppenhaus lauscht. Je mehr diese Außenwelt in ihre eigene eindringt, desto mehr ziehen sich die Kinder in ihre Fantasie zurück.
(Inhaltsangabe & Cover: Limmatverlag)
Juliana Kálnay – Eine kurze Geschichte des allmählichen Verschwindens (Verlag Klaus Wagenbach)
Don verwandelt sich vor den Augen seiner Frau in einen Baum. Ronda hält Goldfische, die nicht bleiben wollen. Die Zwillinge aus dem dritten Stock sind gar keine. Doch von Toni und Bell wissen alle. Die Menschen in Nummer 29 sind seltsam verschworen, kennen sich dabei kaum und teilen längst nicht jedes Geheimnis.
Im Haus mit der Nummer 29 wohnt zuallererst Rita, fast so alt wie das Haus selbst. Sie ist Beobachterin, Schlichterin und Richterin, ein Knotenpunkt mit geheimnisvollen Fähigkeiten und Absichten. Außerdem das Ehepaar Lina und Don, deren Liebe auch Dons fundamentale Verwandlung ziemlich fruchtbringend überdauert. Es gibt einen unbemerkten Mitbewohner, der sich im Aufzug einnistet, es gibt ein Kind, das sich durch Mauern beißt, und eine Wohnung, die ihre Mieter förmlich verschluckt. Rita sieht, was keiner zeigt, und sie versteht, was keiner sagt. Doch bevor sie ihr Wissen weitergeben kann, ist die kleine Maia auf rätselhafte Weise verschwunden.
(Inhaltsangabe & Cover: Verlag Klaus Wagenbach)
Klaus Cäsar Zehrer – Das Genie (Diogenes Verlag)
Boston, 1910. Der elfjährige William James Sidis wird von der amerikanischen Presse als »Wunderjunge von Harvard« gefeiert. Sein Vater Boris, ein bekannter Psychologe mit dem brennenden Ehrgeiz, die Welt durch Bildung zu verbessern, triumphiert. Er hat William von Geburt an mit einem speziellen Lernprogramm trainiert. Durch Anwendung der Sidis-Methode könnten alle Kinder die gleichen Fähigkeiten entwickeln wie sein Sohn, behauptet er. Doch als William erwachsen wird, bricht er mit seinen Eltern und seiner Vergangenheit. Er weigert sich, seine Intelligenz einer Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, die von Ausbeutung, Profitsucht und Militärgewalt beherrscht wird. Stattdessen versucht er, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten – mit aller Konsequenz.
(Inhaltsangabe & Cover: Diogenes Verlag)
Christian Bangel – Oder Florida (Piper Verlag)
Man kann alles erreichen, wenn man nur will – daran würde Matthias Freier, 20, so gerne glauben. Aber wenn er im Jahr 1998 in seiner Platte sitzt und auf Frankfurt (Oder) blickt, weiß er nicht recht: Ist das der wilde Osten der unbegrenzten Möglichkeiten oder nur eine öde Brache, die sich fest in der Hand von Neonazis befindet? Aber Freiers Kumpel Fliege hat eine Lösung für alle Probleme: die Frankfurter SPD durch organisierten Masseneintritt übernehmen. Das Wahlprogramm: endlich besseres Wetter für Frankfurt. Zur Sonne, zur Freiheit! Christian Bangel hat einen so humorvoll-nostalgischen wie scharfsichtig-visionären Roman geschrieben und einen Helden erfunden, der zwischen Ost und West seinen eigenen Weg gehen muss.
(Inhaltsangabe & Cover: Piper Verlag)
Jovana Reisinger – Still halten (Verbrecher Verlag)
Jovana Reisingers Romandebüt »Still halten« ist ein Bildersturm: Die Protagonistin, eine junge Frau, die vom Dorf kommt und nun in der Stadt lebt, zerfällt vor unseren Augen. Bereits leicht entrückt wird sie endgültig aus der Bahn geworfen, als sie erfährt, dass ihre Mutter im Sterben liegt. Nach dem Tod der Mutter erbt sie ein Haus am Waldrand. Sie zieht ein und wartet auf die Ankunft ihres Mannes. Sie wartet, fühlt sich von der Natur bedroht und beginnt mit dieser einen Krieg.
(Inhaltsangabe & Cover: Verbrecher Verlag)