Vielleicht haben Sie gehört, dass unabhängige Buchhandlungen dem Untergang geweiht sind, dass Bücher tot sind und auch, dass das Lesen ausstirbt. Dazu kann ich nur sagen, schnappen Sie sich einen Stuhl, mein Freund. Ich muss Ihnen eine Geschichte erzählen.
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Als im März 2011 die letzte unabhängige Buchhandlung in Ann Patchetts Heimatstadt Nashville, Tennessee, schließt, nimmt die US-amerikanische Schriftstellerin das Schicksal der Stadt selbst in die Hand und beschließt, allen Warnungen zum Trotz, selbst eine Buchhandlung zu eröffnen, The Parnassus Bookshop. Ein kluges und wichtiges Plädoyer für den unabhängigen Buchhandel.
(Inhaltsangabe: Hoffmann & Campe)
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Ann Patchett zählt zu den bekanntesten amerikanischen Schriftstellerinnen und wurde vom Time Magazine im Jahre 2012 auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gesetzt. Sie schreibt Essays, Kurzgeschichten und Romane und erhielt für ihr Werk „Bel Canto“ den PEN/Faulkner Award und den Orange Prize.
Der Name Ann Patchett ist mir zwar durchaus ein Begriff – und ihr Roman „Bel Canto“ steht in meinem Regal – aber tatsächlich gelesen habe ich von ihr noch nichts. Genauso wenig habe ich mich bisher mit ihr als Person beschäftigt.
„Aus Liebe zum Buch“ erschien im englischen Original als Teil einer Essaysammlung der Autorin, als kleine Geschenkausgabe für Buchfreunde wurde aber dieser Essay als einzelner zur Veröffentlichung herausgesucht. Keine schlechte Wahl, möchte man meinen, denn dank der liebevollen Gestaltung macht das kleine Schätzchen durchaus etwas her, und wird gerade Buchfreunden und Träumeverwirklicherern viel Freude bereiten.
Denn darum geht es in diesem Essay. Um Träume und Bücher.
Jetzt, da wir jederzeit jedes Buch bestellen können, ohne uns vom Bildschirm wegzubewegen, merken wir, was wir verloren haben: eine Begegnungsstätte, zwischenmenschlichen Kontakt, die Empfehlung eines klugen Lesers im Gegensatz zu einem Computeralgorithmus, der uns sagt, was andere Kunden gekauft haben.
(Seite 39)
In Ann Patchetts Heimatstadt schließen immer mehr Buchhandlungen, und bald schon hat ganz Nashville keine einzige Buchhandlung mehr vorzuweisen. Für die Autorin und auch für die durchaus sehr lesebegeisterte Bevölkerung ein Graus. Und ein deutliches Beispiel dafür, was der Onlinehandel gerade bei den kleinen, unabhängigen Buchläden anrichten kann, die es sich nicht leisten können, einen Onlineshop zu führen, und auf die traditionelle Laufkundschaft angewiesen sind.
Mehr oder weniger spontan und durch eine Fügung von ganz wunderbaren Zufällen beschließt Ann Patchett, gemeinsam mit einer Partnerin, eine Buchhandlung in Nashville zu eröffnen: The Parnassus Bookshop. Ein mehr als passender Name für einen Buchladen.
In der griechischen Mythologie ist der Berg Parnassos die Heimat der Musen, der Göttinnen der Künste, der Literatur, der Bildung und Musik, und ich glaube, noch von ein paar anderen wertvollen Dingen.
(Seite 22)
Natürlich kommt es Patchett zu Gute in Amerika sehr bekannt und beliebt zu sein, und auf einer Lesereise Werbung für ihren Plan machen zu können, sieht sich aber trotz allem mit den ganz typischen Vorurteilen konfrontiert: Bücher sind tot, es wird nur noch Online gekauft, das Lesen stirbt aus. Interessant, so etwas gegenüber jemandem zu erwähnen, der sein Geld mit Schreiben verdient.
„Aus Liebe zum Buch“ hält genau das, was der Titel verspricht. Aus der Liebe zu Büchern wird hier ein Traum verwirklicht, und das tatsächlich sehr erfolgreich. Eine wahre Geschichte, die einem das Herz erwärmt. Für jeden Buchliebhaber und Träumer genau das Richtige.
Aus Liebe zum Buch von Ann Patchett
64 Seiten (Hardcover)
Übersetzung: Marion Hertle
Verlag: Atlantik / Hoffmann & Campe
Erschienen: Januar 2016
ISBN: 978-3-455-37028-7
Kommt auf meine Wunschliste!!!