Die Möwe Jonathan ist anders als ihre Artgenossen: Neugierig und hungrig auf die Weite des Meeres und des Himmels. Jonathan will alles lernen, erfahren und verstehen. Er ist verliebt ins Fliegen – und in die Freiheit. Das verstößt gegen die Tradition der Möwensippe und Jonathan wird vom Ältestenrat verbannt. Doch wäre er nicht die Möwe Jonathan, wenn er nicht so leidenschaftlich an seinen Zielen festhielte. Diese poetische Fabel ist ein Aufruf – unsere Träume und Sehnsüchte nicht aus den Augen zu verlieren.
(Inhaltsangabe: Ullstein)
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Der amerikanische Schriftsteller Richard Bach wurde 1936 geboren und begann im Alter von 17 Jahren mit dem Fliegen bei der Luftwaffe. Es folgten Flugshows und die Arbeit als Fluglehrer. Seine Faszination fürs Fliegen zieht sich wie ein roter Faden durch all seine Bücher. Sein Erstling „Die Möwe Jonathan“ wurde 1970, nachdem einige Verlage es sogar ablehnten, zum Kultbuch und verkaufte sich binnen kurzer Zeit über 1 Million mal.
Wer die Tage seines Lebens nicht auf der Bühne der Träume verbringt, wird ein Sklave der Zeit sein.
Khalil Gibran
In drei Teilen erzählt Bach die Geschichte der Möwe Jonathan, der alles andere als eine gewöhnliche Möwe ist. Wo seine Artgenossen die ihnen gegebene Fähigkeit zu fliegen allein zur Nahrungssuche verwenden, strebt Jonathan nach Perfektion. Nach Freiheit. Er lebt, um zu fliegen, und fliegt nicht, um zu (über-)leben. Seine Kunststücke und Sturzflüge, seine Abenteuerlust, bringen ihm aber keinesfalls Respekt ein. Stattdessen wird er für seine Andersartigkeit ausgegrenzt. Doch Jonathan gibt nicht auf, sondern hält an seinem Ziel das Fliegen zu perfektionieren fest.
Dies mag zunächst recht banal und einfach klingen, doch Bach macht aus dem simplen Konstrukt eine moderne Parabel. Mit einfachen Worten gelingt es ihm, tief philosophische Gespräche zwischen einzelnen Möwen widerzugeben, die dem ganzen Buch einen poetischen Touch verleihen.
Jonathan nimmt nichts als gegeben hin. Er ist neugierig, will alles hinterfragen und entdecken, und seine Träume verwirklichen. Natürlich lässt sich das Ausgrenzen von Andersartigen perfekt auf die menschliche Gesellschaft übertragen, jedoch hält Bach den erhobenen Zeigefinger hier gut versteckt. Mit Liebe und persönlicher Erfahrung erzählt er von Freiheit, von Selbstverwirklichung, vom Leben der eigenen Träume, und erschafft mit dieser eigentlich sehr einfach gehaltenen Geschichte ein Werk voller Tiefe und Weisheit.
Der Mut dem eigenen Herzen und den eigenen Träumen zu folgen, steht immer wieder, in jeder Zeile, im Mittelpunkt. Doch gleichzeitig erinnert uns Bach daran, dass nur wir allein die Initiative ergreifen können, um uns diesem Abenteuer zu stellen.
„Die Möwe Jonathan“ kann vieles sein. Ein simples Buch, eine Parabel, ein Ratgeber, ein Weckruf. Es ist aber definitiv eines: Eine wundervolle Geschichte über eine mutige Möwe, die nicht davor zurückschreckt, ihre Träume wahrzumachen, egal ob jemand hinter ihr steht oder nicht. Und vielleicht steckt ja ein wenig Jonathan in jedem von uns.
Die Möwe Jonathan von Richard Bach
Jonathan Livingston Seagull
Übersetzung: Jeannie Ebner
87 Seiten (Gebunden)
Verlag: Ullstein
Erschienen: 1995
ISBN: 978-3550085369