[Rezension] Albert Espinosa: Club der roten Bänder (Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt)

Club der roten Baender von Albert EspinosaAlbert Espinosa ist vierzehn Jahre alt, als er an Knochenkrebs erkrankt. Doch statt zu resignieren, nimmt er den Kampf gegen die Krankheit auf. Mit fünf anderen „Todgeweihten“ gründet er den Club der roten Bänder. Gemeinsam finden sie heraus, wie Glücklichsein wirklich geht. Albert ist davon überzeugt, dass eine Glücksakte viel wichtiger ist als eine Krankenakte mit Fieberkurve. Als sein Bein amputiert werden muss, veranstaltet er eine Abschiedsparty für das Bein. Seine Glücksregeln stecken voller Humor und Optimismus und zeigen: Glück, das nicht auf der Hand liegt, sondern sich erst auf den zweiten Blick zeigt, ist dafür umso intensiver.
(Inhaltsangabe: Goldmann)

~oOo~

Der Autor, Schauspieler und Regisseur Albert Espinosa, 1973 in Barcelona geboren, erkrankte mit 14 Jahren an Krebs und verbrachte die nächsten zehn Jahre größtenteils in Krankenhäusern. Im Kampf gegen den Krebs büßte er ein Bein sowie Teile von Lunge und Leber ein. In „Club der roten Bänder“ („Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt„), das 2008 erschien, schreibt er über die Dinge, die der Krebs ihn gelehrt hat. Das Buch war und ist Grundlage für zahlreiche TV-Serien (z.B. die Vox-Serie „Club der roten Bänder„) und Produktionen.

Gegen Krebs hilft kein Buch, meinen Freunden aus dem Krankenhaus und allen, die mit dieser Krankheit kämpfen, würde so ein Titel ja wie Hohn vorkommen. Es gibt keine „Anti-Krebs-Tipps“, keine geheime Strategie. Du musst dich auf deine Stärke besinnen, den Kampf aufnehmen und dich dabei führen lassen.
(Seite 19)

Es ist immer schwierig Bücher zu beurteilen, in denen Autoren ihre eigenen Erlebnisse in Worte fassen, denn wer nimmt sich schon das Recht heraus, die Empfindungen und Gefühlswelten anderen Personen zu beurteilen, die noch dazu den Mut beweisen, ihre Geschichte mit anderen zu teilen. In der Hoffnung, auf offene Ohren zu stoßen. In der Hoffnung, dem einen oder anderen auf diese Weise eine helfende Hand zu reichen.

Solange du sie nicht aussprichst, sie nicht in dein Leben mit einschließt, kannst du deine Erkrankung auch nicht akzeptieren.
(Seite 25)

Anstatt sich in der Tragik zu verlieren, die eine Krebserkrankung mit sich bringt und den Fakt, dass eine solche Krankheit vielen Menschen das Leben kostet, versucht Espinosa das Positive zu sehen.

Während seiner zehn Jahre andauernden Krebserkrankung und zahlreichen Klinikaufenthalten hat er kleine Weisheiten und Erkenntnisse gesammelt. An 23 von diesen Entdeckungen lässt er den Leser hier teilhaben.

Wenn man sich auf sich selbst und seine eigenen Probleme konzentriert, vergisst man aber manchmal, dass man in genau diesem Moment die größte Entdeckung seines Lebens machen könnte.
(Seite 68)

Auf eine ganz spezielle und doch wunderbar humorvolle Art wirft er einen Blick auf die Mysterien, die der Klinikalltag bereithält, zieht Schlüsse und nimmt Dinge für sein Leben nach dem Krebs mit. So sieht es Espinosa als ungemein wichtig an – angelehnt an die traditionelle Krankenakte – eine Glücksakte zu führen, in der er alle guten und schönen Erinnerungen festhält, und sich jeden Tag zwanzig Minuten Ruhe zu gönnen – eine Idee, auf die er während einer von zahlreichen Untersuchungen kam.

So simpel und schlüssig manche Weisheiten sind, so seltsam mögen dem einen oder anderen manche Ideen von Espinosa erscheinen. Er sieht Verluste als etwas Positives, das Loslassen an sich als Wichtig an. Versucht man sich in seine Einstellung hineinzuversetzen, überrascht eine Abschiedsparty für ein Bein nicht mehr.

Verluste sind positiv. Das ist schwer zu glauben, ich weiß. Aber Verluste sind positiv. Wir müssen lernen loszulassen. […] Du wirst im Leben große und kleine Einbußen erleiden, aber wenn du dich mit ihnen auseinandersetzt, begreifst du irgendwann, dass du dabei eigentlich gar nichts verlierst. Jeder Verlust ist ein Gewinn.
(Seite 37 / 43)

Und immer wieder nimmt Espinosa Bezug auf die „Gelben“. Ganz besondere Menschen, denen man oft nur begegnet, wenn man ihre Präsenz in seinem Leben benötigt. Er erklärt, was diese Menschen zu etwas Besonderem macht, warum sie nicht mit Freunde, Verwandten und Bekannten gleichzusetzen sind – obwohl sich auch hier durchaus ein paar „Gelbe“ finden lassen, und woran – zumindest er selbst – sie erkennt.

All diese ungewöhnlichen Einsichten und Anekdoten machen Espinosas Buch zu etwas sehr speziellem, etwas Besonderem. Ein Buch, das, obwohl es recht einfach geschrieben ist, einen auch nach dem Lesen kaum loslässt. Espinosa beschreibt hier seinen ganz eigenen Weg zum Glück, teilt seine Geheimnisse mit uns und stellt es uns frei, uns Anreize und Lehren daraus zu ziehen, oder einfach nur zu bewundern, wie es dieser Mensch geschafft hat sich über all die Jahre seinen Lebensmut und seine Freude zu bewahren.

Was kann uns der Krebs schenken? In meinen Augen ist das eine ellenlange Liste: Er lehrt dich, wer du bist und wie die Menschen in deiner Umgebung sind, er zeigt dir deine Grenzen auf und hilft dir vor allem, die Angst vor dem Tod zu überwinden. Das ist vielleicht am allerwichtigsten.
(Seite 26)

Albert Espinosa ist sicherlich ein besonderen Mensch, ein Anreiz, vielleicht auch ein Vorbild. Mutig, humorvoll, und ein ganz klein wenig außergewöhnlich. Ein Buch, auf das man in jedem Fall einen Blick geworfen haben sollte. Wie und ob man sich von seinem kleinen Glückshandbuch inspirieren lässt, ist jedem selbst überlassen.

bewertung 4 sterne

Gluecksgeheimnisse aus der gelben Welt von Albert EspinosaClub der roten Bänder von Albert Espinosa
El mundo amarillo
Übersetzung: Sonja Hagemann
224 Seiten (Taschenbuch)
Verlag: Goldmann
Erschienen: Oktober 2015
ISBN: 978-3-442-22176-9
Bereits 2013 unter dem Titel „Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt“ (ISBN: 978-3-442-22024-3) bei Goldmann erschienen.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Goldmann Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

goldmann

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4 Gedanken zu “[Rezension] Albert Espinosa: Club der roten Bänder (Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt)

    1. Hatte auch die Serie gesehen, anders wäre ich wahrscheinlich nicht auf das Buch aufmerksam geworden. Hat natürlich auch nichts mit den Seriencharakteren zu tun, aber man erkennt woher so manche kleine Storyidee so kommt ^^

  1. Ich war auch hocherfreut über „den Club der roten Bänder“ eine Rezension zu entdecken.
    Zufällig bin ich auf die Fernsehserie gestoßen und war fasziniert von den Charakteren. Ich habe nur 2 Folgen sehen können und dachte das Buch wäre die Vorlage für den Film gewesen. Ich war, ehrlich gesagt, ein bisschen enttäuscht zu entdecken, dass es die persönliche Geschichte von Albert, seine Gedanken und seine Philosophie sind, die hierin beschrieben wurden. Ich hätte so gerne gewusst, was aus Emma geworden ist und dem Kleinen, der im Koma lag, und… und…

  2. Hallo Books oft Reality,
    wie Du vielleicht mitbekommen hast, wird es eine zweite Staffel geben 🙌
    Soviel kann ich Dir sagen, das Staffefinale, war der Hammer.
    Was man sich am Ende fragt ist, wie es den weitergehen kann, da der Club Buchstäblich auseinander Bricht.
    Alex ist ja leider in Folge 8 verstorben, nun war die Frage wie soll es weitergehen?
    Denn schließlich musstenbsie ja 6 Clubmitglieder sein, wobei jedes Mitglied auch eine wichtige Position haben, sprich um eine/-n Club/Gang zu gründen zu können braucht es:
    – „Anführer“, das ist Leo
    – „zweiter Anführer“, das ist Jonas
    – „guter Geist“, das ist Hugo
    -“ das Mädchen“, das ist Emma
    -“ der Schlaue“, das ist Toni
    -“ der Hübsche“, das war Alex

    Statt ein neue Mitglied zu suchen, haben sie so zu sagen Alex den Hübschen unter sich durch 5 geteilt, sodass sie jetzt jeder sozusagen 20% von Ihm haben und für Ihn all das schöne für Ihn miterleben, was er ja leider nicht geschafft hat.
    Aus diesem Grund ist die aktuelle Mitgliedszahl immer noch 6 statt 5, denn ab sofort hat jedes Mitglied einen Wert von 1,2 statt 1.

    Staffel finale ging dann schließlich so aus, das Jonas nach Dortmund in eine Klinik verlegt wird, Emma wird überaschender Weise entlassen, da sie als Stabilbgenug gilt und dem entsprechen gut zugenommen hat.
    Der gute Geist Hugo ist dann am Ende tatsächlich aus dem Koma erwacht, allerdings kann man sagen das er mit Benito (wichtige Bezugsperson für Leo) die Plätze getauscht hat, denn nun liegt Benito im Koma. Toni hat Angst, dass er jetzt wieder allein ist, denn imbClub hat er zum besten mal richtig gute Freunde bekommen, durch seine leichte Form des Autismus, hat er leider keine wirklich wahren Freunde.
    Wie Du siehst es Feruwerk der Emotionenbim StaffelFinale, dem entsprechend bleibt es spannend und abzuwarten ob und wie sie dann wieder alle zusammen kommen.
    Ich hoffe, das ich dir hiermit ein wenig helfen Licht ins dunkle zu bekommen.

    LG VerloreneSeele

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