Die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung verleiht seit nunmehr 11 Jahren (10-jähriges Jubiläum fand 2014 statt) zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den Deutschen Buchpreis für besten Roman in deutscher Sprache. Das Ziel des Preises ist es Aufmerksamkeit für deutschsprachige Autoren, das Lesen an sich und das Medium Buch zu schaffen.
Jetzt ist es endlich soweit, die Shortlist des Buchpreises ist online.
Einige der Bücher die mein Interesse geweckt haben, sind zumindest auf die Shortlist gewandert, was mich persönlich sehr glücklich macht. Das Buch von Jenny Erpenbeck zum Beispiel liegt bereits auf meinem Lesestapel.
Ich stelle die einzelnen Bücher der Shortlist noch einmal kurz vor. Die Angaben stammen dabei von den einzelnen Verlagen bzw. der Webseite des Deutschen Buchpreises.
Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen (Knaus Verlag)
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Rolf Lappert: Über den Winter (Carl Hanser Verlag)
Lennard Salm ist in allem halbwegs erfolgreich, aber doch fremd im eigenen Leben. Als seine ältere Schwester stirbt, reist er zurück nach Hamburg, wo seine Familie lebt. So schnell wie möglich will er wieder zurück in sein eigenes Leben. Aber was ist das, das eigene Leben? Salms jüngere Schwester Bille verliert ihren Job, sein Vater nähert sich immer schneller der Hilflosigkeit. Salm wird gebraucht, und auch er selbst braucht Rat. „Über den Winter“ zieht unaufhaltsam hinein in das Denken und Fühlen eines Menschen in der Mitte des Lebens, unterwegs durch die Stadt seiner Kindheit.
Inger-Maria Mahlke: Wie Ihr wollt (Berlin Verlag)
August 1571: Elisabeth I. herrscht in England, und Mary Grey, ihre Cousine, ist wütend. Sie ist sechsundzwanzig, kleinwüchsig und hat einen Thronanspruch. Mary Grey will frei sein, einen eigenen Haushalt und das Sorgerecht für ihre Stiefkinder. Nichts von alledem bekommt sie, und anstatt das still hinzunehmen, begehrt sie auf. Sie beschließt, einen Bericht zu schreiben – eine Abrechnung mit dem Königshof. Sie beginnt, die Vergangenheit aufzureihen, eine neue Identität zu finden. Um zu dem Schluss zu kommen, dass ihr Handeln und das ihrer Familie ebenso willkürlich und unfrei war wie das aller anderen. Und dass es erste Anzeichen gibt, wieder in Gnade aufgenommen zu werden.
Ulrich Peltzer: Das bessere Leben (S.Fischer Verlag)
Wer im 20. Jahrhundert jung war, hat von einer anderen Gesellschaft geträumt. Diese politischen Utopien sind in Terror umgeschlagen, die damaligen Revolutionäre leben heute in einer radikal kapitalistischen Welt. Jochen Brockmann ist erfolgreicher Sales Manager, doch die Finanzierung eines Großprojektes kollabiert, und er verstrickt sich in ein abstürzendes System. Sylvester Lee Fleming ist ein skrupelloser Geschäftemacher, Investor und Risiko-Berater, vielleicht der Teufel persönlich. Ihre Wege kreuzen sich. Ist das Zufall oder Plan?
Monique Schwitter: Eins im Andern (Literaturverlag Dorschl)
Eines Abends erfährt sie, als sie, statt zu schreiben, nach ihrer ersten Liebe googelt, dass er sich aus dem achten Stock gestürzt hat. Vor fast fünf Jahren schon. Sie ist schockiert, ebenso sehr über seinen Selbstmord wie über die Tatsache, dass sie ihn gar nicht vermisst hat. Sie beginnt eine Liebesrecherche: Sie handelt ihre Liebesbiographie an zwölf Männern ab, die weit mehr als die Namen gemein haben mit den Aposteln, den Gesandten des Glaubens und der Liebe. Und je länger sie schreibt, desto stärker schiebt sich die Rahmengeschichte, ihre aktuelle Liebessituation, ins Zentrum, bis sie die Handlung übernimmt.
Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (Matthes & Seitz Berlin)
Gudrun Ensslin eine Indianersquaw aus braunem Plastik und Andreas Baader ein Ritter in schwarzglänzender Rüstung – die Welt des kindlichen Erzählers, der den Kosmos der alten BRD wiederauferstehen lässt, ist nicht minder real als die politischen Ereignisse, die jene Jahre in Atem halten und auf die sich der 13-Jährige seinen ganz eigenen Reim macht. Erinnerungen an das Nachkriegsdeutschland, Ahnungen vom Deutschen Herbst und Betrachtungen der aktuellen Gegenwart entrücken ihn dabei immer weiter seiner Umwelt. Es entsteht ein Kaleidoskop aus Stimmungen einer Welt, die ebenso wie die DDR 1989 Geschichte wurde.