Achtung: Wer die beiden Vorgänger-Bände „Die Gemeinschaft der Drei“ und „Im Reich der Königin“ noch nicht gelesen hat, für den könnte diese Rezension Spoiler enthalten.
Ein grauenvoller Orkan hat die bekannte Welt für immer verändert. Malronce, die Königin der Zyniks, wie die überlebenden Erwachsenen nun genannt werden, und ihre Soldaten glauben fest, dass es sich bei diesem Orkan um eine göttliche Strafe für ihre Sünden handelt. Um Erlösung zu erlangen, benötigen die Zyniks eine Karte, die sich auf dem Körper eines Mädchens befinden soll.
Auf ihrer gemeinsamen Reise mussten sich Matt, Ambre und Tobias vielen Gefahren stellen, die letztendlich ein Opfer forderten: Tobias wurde vom Torvaderon aufgesogen, einem unheimlichen Schattenwesen, das Jagd auf Matt zu machen scheint. Matt ist überzeugt, dass Tobias noch am Leben ist, und will ihn retten, doch dieser Plan rückt in weite Ferne.
Denn angekommen in Eden, der Hauptstadt der Pans, müssen sie und die anderen Kinder eine Entscheidung treffen. Denn Malronce rüstet zum Kampf, um das gesuchte Kind zu finden und die Pans ein für alle mal auszulöschen. Gemeinsam entwerfen Matt und seine Freunde einen Angriffsplan, der sie ins Herz des Zynik-Reiches führt, und rüsten sich für einen Krieg, der ein für alle Mal über ihr Schicksal entscheiden wird. Doch wird es den Kindern tatsächlich gelingen, gegen Tausende von Soldaten der Königin zu bestehen? Und schaffen es Matt und Ambre, das Geheimnis der Karte zu entschlüsseln?
Mit „Der Krieg der Kinder“ liegt der dritte Teil der Alterra-Reihe aus der Feder des französischen Autors Maxime Chattam, der bereits 2010 in Frankreich erschien, nun endlich auch auf Deutsch vor.
Nahtlos schließt Teil drei an seinen Vorgänger an, und lässt sowohl den Charakteren als auch dem Leser nur wenig Zeit zum Atem holen. Jede Zeile ist förmlich durchdrungen von einer unheilgeschwängerten Atmosphäre, dass ein Krieg bevorsteht ist deutlich zu spüren. Die Stimmung ist ernst, gereizt und nicht unbedingt harmonisch, denn nicht jeder Pan ist für einen Kampf gegen die Zyniks.
Matt und Ambre müssen also zum einen die Pans davon überzeugen, sich gegen die nahenden Armeen der Zyniks zu wehren, als auch eine Möglichkeit finden, die Karte weiterhin vor Malronce zu verbergen, und der Königin bei der Entschlüsselung zuvor zu kommen. Denn obwohl sie sich nicht kampflos ergeben wollen, scheint es doch sehr unwahrscheinlich, dass Kinder gegen die erprobten Soldaten bestehen können.
Chattam schafft es mit seinen Figuren immer wieder zu überraschen. Die Charaktere sind alles andere als eindimensional, alle haben mit ihren eigenen Ängsten und Schattenseiten zu kämpfen, selbst der größte Held oder auch Widersacher weißt Züge auf, die ihm mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verleihen. Der Autor schafft es, selbst seinen Nebencharakteren eine Persönlichkeit einzuhauchen, die der der Hauptpersonen in nichts nachsteht.
Mit seinem sehr klaren und schnörkellosen Schreibstil, der ohne ausschweifende Formulierungen auskommt, schafft Chattam eine Welt, deren dunkle Geheimnisse und Kreaturen einem unzählige Schauer über den Rücken jagen. Eine Welt, in der selbst Disneyworld bedrohlich wirkt, in der es aber immer wieder Lichtblicke und Hoffnung gibt.
Diese Lichtblicke sind es auch, die „Der Krieg der Kinder“ so ungemein spannend und fesselnd wirken lassen. Denn trotz all den Bedrohungen, Verlusten und Gefahren, Tod und Blut, dem Abschiednehmen von liebgewonnenen Charakteren zaubert Chattam immer wieder eine überraschende und dramatische Wendung zu Tage, die das gesamte Schicksal der Figuren in seinen Grundfesten erschüttern könnte. Und nebenbei bestätigen sich in diesem Band auch einige meiner Theorien, die mir beim Lesen der beiden Vorgänger in den Sinn gekommen sind.
Zusätzlich bedient sich Chattam hier wieder sehr deutlich der sogenannten Gaia-Theorie bzw. -Hypothese, die von James Lovelock und Lynn Margulis aufgestellt wurde, und in der die Erde selbst als Lebewesen betrachtet wird. Dieser Ansatz zieht sich durch alle drei Bücher der Alterra-Reihe, wird aber in diesem Band noch einmal beleuchtet und wird noch ein sehr wichtige Rolle spielen.
„Alterra – Der Krieg der Kinder“ ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, voller fantastischer Charaktere, die sich ihren schlimmsten Albträumen stellen müssen, und doch die Hoffnung nie aufgeben. Dieses Buch muss man einfach lesen.
Alterra – Der Krieg der Kinder von Maxime Chattam
Autre-Monde: Le coeur de la terre
432 Seiten (Hardcover)
Verlag: PAN
Erschienen: September 2011
ISBN: 978-3426283073
16,99 €
Ich bedanke mich ganz herzlich beim PAN-Verlag für das so freundlich zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.