Was darf sich ein Mädchen vom Leben wünschen?
Diese Frage stellt sich Ash immer wieder. Seit ihre Eltern gestorben sind und ihr bösartige Stiefmutter sie wie eine Sklavin behandelt, scheint es nichts zu geben, was sie noch glücklich machen könnte. Zwar lernt sie den betörend schönen Sidhean aus dem Feenvolk kennen – aber ist es wirklich Liebe, die sie für ihn empfindet? Und was ist mit dem Königsohn, für den ihre beiden Steifschwestern sich so sehr begeistern? Ist ein Platz an seiner Seite alles, wovon Ash als Mädchen träumen sollte?
Doch dann begegnet Ash einem ganz besonderen Menschen: Kaisa ist die Jägerin des Königs, eine Frau, die mutig ihre eigenen Wege geht und nur die Regeln befolgt, die sie selbst macht. Ash fühlt sich wohl in Kaisa’s Gegenwart, vor allem da die Jägerin sie nicht behandelt als sei sie nur ein einfaches Dienstmädchen. Und auf einmal beginnt sie schüchterne Ash zu ahnen, dass auch sie mehr sein könnte…
Mit „Ash“ liegt Malinda Lo’s erster Roman nun auch auf Deutsch vor.
Lo bedient sich hier dem Märchen um Aschenputtel als Grundidee. So treffen wir auf Ash und ihren Vater, die ihre gleibte Mutter und Ehefrau zu Grabe tragen müssen. Und schon bald kommt der Vater zurück aus der Stadt, mit einer neuen Frau und zwei Töchtern. Und wie wir es von der Märchenvorlage kennen, stirbt der Vater schon bald ebenfalls. Ash wird von der neuen Stiefmutter aus ihrer Heimat gerissen, einem kleinen Dorf, in dem Geschichten von Feen und Kobolden als wahr gelten, und Kräuterhexen angesehener sind als normale Ärzte.
Das Mystische, Märchenhafte schwingt hier stets mit, und so wundert man sich als Leser nicht, als Ash tatsächlich auf Feen trifft. Ihre Freundschaft mit Sidhean ist über Jahre hinweg der einzige Lichtblick in ihrem sonst eher tristen Leben als Dienstmädchen im Haus ihrer Stiefmutter. Diese Beziehung hat mir zunächst etwas sauer aufgestoßen, da Ash bei der ersten Begegnung mit dem Feenmann gerade einmal 12 Jahre alt war, doch die Autorin baut einige Zeitsprünge ein, und so ist Ash bereits einige Jahre älter, als die Liebelei intensiver zu werden scheint.
Überrascht hat mich die Wendung des Buches gegen Ende hin. Zunächst denkt man, es sei klar wie die Geschichte höchstwahrscheinlich ausgeht, vor allem wenn man sich die entsprechende Märchenvorlage vor Augen ruft, doch Lo’s Variante ist erfrischend anders und irgendwie auch unerwartet. Obwohl, eigentlich nicht so unerwartet, betrachtet man die Vita der Autorin genauer, aber ich möchte hier nicht zu viel verraten.
„Ash“ bietet eine wundervolles, kurzweiliges Lesevergnügen ohne erwähnenswerte Längen, allerdings mit einer etwas zu ausführlichen Einführungsphase, die es mir etwas schwer gemacht hat, in einen gewissen Lesefluss zu kommen. Doch ist das überwunden, ist „Ash“ wirklich ein schönes, modernes Märchen, das einen genaueren Blick definitiv wert ist.
Ash von Malindo Lo
268 Seiten (Hardcover)
Verlag: PAN
Erschienen: November 2010
ISBN: 978-3426283448
12,99 €
Ich bedanke mich ganz herzlich beim PAN-Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.