Achtung: Für all jene, die den ersten Band „Elegie an die Nacht – Der Herr der Dunkelheit“ noch nicht gelesen haben, könnte diese Rezension Spoiler enthalten.
Es ist soweit. Auf beiden Seiten sammeln sich die Truppen, um sich auf den unaufhaltsam kommenden Krieg vorzubereiten. Zum einen die, die Fürst Satoris unterstützen, den Weltenspalter, den Fluchbringer, den Drittgeborenen, der ein Dorn im Auge seines Bruders Haomane, des Gedankenfürsten, ist. Seine Drei, Tanaros Schwerzschwert, Uschahin Traumspinner und Vorax Gierschlund sammeln ihre Verbündeten, Fjelltrolle und Menschen, um Satoris Festung Finsterflucht kampfbereit zu machen. Gleichzeitig rücken Haomanes Kämpfer vor: Menschen, Ellylon, Zwerge, einzig um die Prophezeiung zu erfüllen und die Hohe Frau der Ellyl, der Riverlorn, Cerelinde zu befreien, die Satoris kurz vor ihrer Hochzeit mit dem Menschenprinzen Aracus Altorus entführen ließ. Denn sie ist einer der Schlüssel zur Rettung, um den dunklen Fürsten zu stürzen. Zur selben Zeit reist Dani, der Träger des Wassers des Lebens, zusammen mit seinem Onkel Thulu in Richtung Finsterflucht, um einen Schlag gegen Satoris zu führen, der über den Ausgang des Krieges entscheiden wird…
Carey verfasste ihr zweibändiges Werk „Elegie an die Nacht“ als Hommage an Tolkien, und so mag es jemandem im ersten Moment vorkommen, als fände er hier einen „Herrn der Ringe“ aus der Sicht von Sauron. Dem ist allerdings nicht so. Carey schafft eine eigene Welt, eine eigene Geschichte, die einen schnell in ihren Bann schlägt. Auch ihren Stil hat sie diesem Werk angepasst, denn er ist bei weitem nicht mehr so blumig und opulent, wie man ihn vielleicht von ihrer „Kushiel-Trilogie“ her kennt.
So legt sie nicht viel wert auf die Schlacht an sich, sondern vielmehr beleuchtet sie die tiefen Gedanken ihrer Figuren, ihre Ängste, Zweifel, Zerissenheit und Beweggründe. Die Seiten von Gut und Böse verschwimmen und sind keineswegs klar begrenzt; sie schweben eher in einer Art Grauschleier. Die, die als unmenschlich beschrieben werden, zeigen durchaus menschliche Züge. Und wie es der Titel des Werkes schon sagt, es handelt sich um ein Klagelied, und mit jeder weitern Seite wird einem bewusst, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. So verfolgt man als Leser eigentlich auch eher, wie es zum erwarteten und erahnten Ende kommt, anstatt zu hoffen, man läge falsch und es nähme alles noch eine andere Wendung.
Als Kenner des „Herrn der Ringe“ findet man auch immer wieder liebevoll in die Geschichte eingebaute Details und Parallelen zu Tolkiens Meisterwerk. So gebietet Fürst Satoris hier über Raben, die für ihn das Land auskundschaften, die Ellylon oder Riverlorn, die Elfen/Elben dieser Welt, zählen Adler zu ihren Verbündeten. Meronil, der Sitz des Riverlorn-Fürsten Ingolin, erinnert in seiner Beschreibung an Bruchtal, und der Weise Gesandte und Zauberer Malthus ist in seiner Rolle als Galäinridder auf seinem weißen Pferd eine deutliche Hommage an Gandalf. Und Dani, von dessen Erfolg das Schicksal vieler und der Ausgang des Krieges abhängen, erinnert an Frodo und den Ring… Man könnte so weitermachen, doch die Freude, diese kleinen Stücke der Ehrerbietung an Tolkien zu finden, will ich niemandem nehmen.
Jacqueline Carey schafft hier einen soliden Abschluss ihrer „Elegie an die Nacht„, der mir persönlich sehr gut gefallen hat, obwohl er einen durchaus bitteren Nachgeschmack hinterlässt, da man von vielen liebgewonnenen Charakteren Abschied nehmen muss. Aber wer Tolkien mag, sollte sich Carey’s Werk nicht entgehen lassen.
Elegie an die Nacht 2 – Der Fluch der Götter von Jacqueline Carey
The Sundering 2 – Godslayer
464 Seiten (Klappbroschur)
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: August 2009
ISBN: 978-3-8025-8208-0
15,95 €
Ich bedanke mich ganz, ganz herzlich bei Egmont Lyx für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.